Person in einem Kanu vor winterlicher Landschaft und kahlen Bäumen

GreenBoat: Nudging und touristische Besucherlenkung im Spreewald

Das richtige Verhalten, der Schutz und die Beschränkungen in Naturräumen sind Themen, die Besucher im UNESCO Biosphärenreservat Spreewald noch nicht vollständig verstanden haben. Insbesondere Wassersportlerinnen und Wassersportler haben Schwierigkeiten, die Notwendigkeit von Verhaltensanpassungen nachzuvollziehen. Ziel des Projekts ist daher die Erprobung geeigneter Nudges entlang der Visitor Journey.

Paar im Zweierkayak paddelt im Spreewald
Paar im Zweierkayak paddelt im Spreewald

Projektziele

Durch den Einsatz von Nudging soll das Verhalten der Wassersportlerinnen und Wassersportler im Spreewald verändert werden. Ein Nudge wird definiert als jeder Aspekt der Entscheidungsarchitektur, der das Verhalten der Menschen auf vorhersehbare Weise verändert, ohne Optionen zu verbieten oder wirtschaftliche Anreize wesentlich zu verändern (Hansen, P. G., 2016).

Projekthintergrund

Im Vorgängerprojekt wurde erkannt, dass Wassersportlerinnen und Wassersportler im Spreewald oft auf hochfrequentierten Strecken unterwegs sind, dabei uninformiert agieren und sich Fehlverhalten, was zu Schäden an der Biosphäre führt. Um diesem Problem entgegenzuwirken, wurden kommunikative Maßnahmenideen („Nudges“) entwickelt, die Paddlerinnen und Paddler zu einem informierten, bewussteren und naturschützenden Verhalten animieren sollen.

Projektinhalt

Im Rahmen der qualitativen Forschung und der Auswertung der Online-Befragung wurden im Projektteam co-kreativ verschiedene Nudge-Ideen für unterschiedliche Momente und Kontaktpunkte der Visitor Journey entwickelt. Es liegen Erkenntnisse vor, dass Nudges im touristischen Kontext grundsätzlich effektiv sind, wenn sie spezifisch auf die einzelnen Phasen der Visitor Journey bzw. korrespondierende „Jobs-to-be-done“ der Besucher ausgerichtet werden. Ursprünglich als zielführend erachtete Nudges in Form von Smartphone-Apps oder ChatBots mussten als extrem aufwändig in der Konzeption und technischen Entwicklung, dabei jedoch in der Anwendung nur sehr eingeschränkt wirksam bewertet werden. Da der Tourist über die Phasen der Visitor Journey unterschiedliche Medien und Informationsangebote nutzen, müssen Nudges an den jeweils relevanten Kontaktpunkten eingesetzt werden. Diese Kontaktpunkte werden jedoch von unterschiedlichen touristischen Leistungsträgern und Stakeholdern betrieben und inhaltlich bespielt. Die Umsetzung effektiver Kommunikationsmaßnahmen zur informativen Lenkung von Wassersportlerim Sinne des Nudging wird nur gelingen, wenn die Betreiber der zentralen Kontaktpunkte den Einsatz von Nudges als Mehrwert und nicht als Beeinträchtigung des eigenen Geschäftes empfinden.

Zentrale Forschungsfragen

  • Welche grundsätzlichen Anforderungen haben die unterschiedlichen Leistungserbringer an die Gestaltung und den Einsatz von Nudges?
  • Wie kann der jeweilige Entscheidungskontext durch Nudges so gestaltet werden, dass das gewünschte Verhalten erzielt und die gewünschte Handlungsalternative gewählt wird?
  • Welche Form der Aufbereitung von Nudges steigert die Informationsaufnahme und Motivation, sich nachhaltiger und naturschützender in Schutzgebieten zu verhalten?
  • Welche Konsequenzen ergeben sich für eine nutzenstiftende Besucherlenkung im Sinne der Gesamtdestination?
  • Wie gelingt es, Besucher vermehrt auf unbekannte Angebote zu lenken, um auch dort mehr Wertschöpfung zu erzeugen?
Kanusportlerin im Spreewald im Winter
Kanutour im Spreewald im Winter

Vorgehen

Wenn es ermöglicht wird, die bislang erzielten Ergebnisse in co-kreativen Prozessen in konkrete, prototypische Nudges für unterschiedliche Kontaktpunkte zu transferieren und zu testen, sowie dann vorlagenartig als „Kommunikationsbausteine“ zur Verfügung zu stellen, werden Leistungsträger und andere Stakeholder „service-orientiert“ ermächtigt, Nudges mehrwertstiftend und ressourcenschonend an eigenen Kontaktpunkten einzusetzen. Das Projekt würde es den Beteiligten erlauben, eine kommunikative Form der Besucherlenkung zu entwickeln, die sowohl den Schutz der Natur als auch den Besuchenden einen erlebnisreichen Zugang zur Naturlandschaft ermöglicht, ohne touristische Leistungsträger in ihrer geschäftlichen Entfaltung zu beeinträchtigen.

Konkrete Ziele des aktuellen Projekts

  • Weiterentwicklung und Ergänzung der Nudges.
  • Prototypische Gestaltung und Testung dieser Nudges während der Paddelsaison 2024.
  • Effizienz und Effektivität der Nudges in einem realen Kontext überprüfen und Erkenntnisse darüber gewinnen, inwiefern sie zu einem veränderten Verhalten der Paddlerinnen und Paddler im Spreewald führen können.
  • Befähigung touristischer Leistungsträger, entwickelte Nudges an den relevanten Kontaktpunkten ohne signifikante eigene "Investments" einzusetzen.
  • Entwicklung von Kommunikationsbausteinen und deren Bereitstellung in Form eines offenen, digitalen Playbooks und Wikis als zentraler Erfolgsfaktor und Projektziel.

Projektpartner

  • Lead-Partner: Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) | FB 4 | Wirtschaftskommunikation
  • Weitere Partner: Tourismusverband Spreewald, Biosphärenreservat Spreewald
  • Unterstützende Partner: TMB Tourismus-Marketing Brandenburg GmbH, outdooractive, Mountainbike Tourismusforum

Durch dieses Forschungsprojekt soll das Verhalten der Besucher im Spreewald nachhaltig verändert und die Naturschutzmaßnahmen verstärkt werden, um das UNESCO Biosphärenreservat langfristig zu schützen und zu bewahren.

Projektlaufzeit: September 2023 – Oktober 2024